TU Dresden: Biologisch abbaubare statt erdölbasierte Kunststoffe

Forschende der TU Dresden entwickeln im Projekt „Lignowool_2“ einen Verbundwerkstoff aus Holzwolle und biologisch abbaubaren, textilen Kunststofffasern. Die sogenannten Lignowool-Composites stellen eine nachhaltige Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen dar. Sie sollen künftig in der Automobilindustrie zum Beispiel für Türverkleidungen und Kofferraumböden eingesetzt werden. „Lignowool_2“ hat eine Laufzeit von zweieinhalb Jahren und wird gefördert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

Einsatz von holzwollebasierten Kunststoffen im Automobil (Quelle: TU Dresden / Sebastian Siwek)
Quelle: TU Dresden / Sebastian Siwek

Aufgrund mangelnder Formbarkeit und geringer Festigkeit wird herkömmliche Holzwolle derzeit nicht über alltägliche Bereiche wie beispielsweise als dämpfendes Füll- und Polstermaterial in Verpackungen hinaus eingesetzt. Mit der Herstellung von Lignowool-Composites wollen die Dresdner Wissenschaftler an der Professur für Holztechnik und Faserwerkstofftechnik gemeinsam mit dem Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) sowie verschiedenen Praxispartnern ein neues Anwendungsfeld für Holzwolle erschließen. In der ersten Projektphase wurde die technologische Machbarkeit der Verbundwerkstoffe nachgewiesen. Nun erfolgt die Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse. Durch gezielte Einritzungen und eine präzise Schnittführung entsteht aus Vollholz technische Holzwolle mit bisher unerreichten Eigenschaften. Diese wird anschließend mit Biopolymer-Fasern in einer Krempelmaschine gekämmt und so geordnet. Weitere textiltechnische Prozessschritte führen zu presstechnisch verarbeitbaren Rohlingen, den so genannten Holzwolle-Thermoplast-Tapes. Diese werden im Projekt zu Prototypen im oben genannten automobilen Anwendungsbereich verarbeitet.

„Die von uns bearbeitete technische Holzwolle behält ihre holztypischen Eigenschaften. Sie ist stabiler als die bisher etablierte Holzwolle und weist eine hohe Umformbarkeit auf. Zudem ist sie reproduzierbar und lässt sich textiltechnisch verarbeiten“, erklärt der Projektverantwortliche Sebastian Siwek. „Mit der Entwicklung der Composites schließen wir eine Lücke im Bereich der Holzwerkstoffe und erhöhen die Ressourceneffizienz durch eine ganzheitlichere Verwertung des Holzes.“ Das Projektteam plant eine industrienahe Pilotanlage, um das Verfahren für eine breite Anwendung zu testen, den Verarbeitungsprozess der Holzwolle weiterzuentwickeln und die Verbindung der verschiedenen Verarbeitungsschritte zu verbessern.

Projektträger von „Lignowool_2“ ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V.