Dresden baut wegweisende Schnittstelle zwischen Technologie und Medizin auf
Repräsentanten der Else Kröner-Fresenius-Stiftung (EKFS), der TU Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden unterzeichneten heute den Vertrag für das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit Dresden. Mit seiner Gründung bietet sich die Chance, auf dem Dresdner Campus eine neue Interdisziplinarität zwischen Hochtechnologie und Medizin zu schaffen.
Die Else Kröner-Fresenius-Stiftung fördert ab September 2019 zehn Jahre lang mit insgesamt 40 Millionen Euro den Aufbau innovativer Ausbildungs- sowie Organisationstrukturen, eine fächerübergreifende Zusammenarbeit und den Ausbau zusätzlicher Forschungsressourcen. Dresden hatte sich im März dieses Jahres in einem deutschlandweiten Wettbewerb der EKFS mit seinem Konzept durchgesetzt. Ziel des Zentrums ist es, das Potenzial der Digitalisierung in der Medizin und damit für eine bessere Patientenversorgung zu erschließen.
Das Zentrum ist eine gemeinsame Initiative der Dresdner Hochschulmedizin mit der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik und der Fakultät Informatik der TU Dresden sowie außeruniversitären Partnern. Die Möglichkeiten neuer Kommunikationstechnologien, von Robotik, Sensorik, neuen Materialien und künstlicher Intelligenz zum Wohle der Patienten einzusetzen, nach europäischen Wertemaßstäben zu gestalten und positiv erlebbar zu machen, ist die gemeinsame Vision des neuen Zentrums. Ein „Living Lab“ bildet den praktischen Rahmen für die patientennahe Forschung. So soll sich die Zeit bis zur Einführung von Innovationen in den Versorgungsalltag deutlich verkürzen. Für das Zentrum wird ein eHealth Campus direkt auf dem Gelände des Dresdner Universitätsklinikums entstehen, wo erstmalig Mediziner und Ingenieure gemeinsam in unmittelbarem Praxisbezug lernen, lehren und forschen.
„Die Perspektiven auf innovative Ausbildungs- und Organisationsstrukturen, eine nachweislich fächerübergreifende Zusammenarbeit sowie Spitzenleistungen in der Forschung waren Gründe für die Else Kröner-Fresenius-Stiftung, die Technische Universität Dresden auszuwählen“, erklärt Dr. Dieter Schenk, Vorsitzender des Stiftungsrates der Else Kröner-Fresenius-Stiftung. „Im Zusammenspiel gipfeln diese in einer besseren Patientenversorgung, was ein ausdrückliches Anliegen der Ausschreibung war.“ „Der Antrag aus Dresden adressiert eines der großen Zukunftsfelder der Medizin und hat unter den Anträgen der Endauswahl den Zielen der Else Kröner-Fresenius-Stiftung am besten entsprochen“, betont Prof. Dr. Michael Madeja, wissenschaftlicher Vorstand der EKFS. „Hiersehen wir das größte Potenzial, ein Reformmodell der Hochschulmedizin und ein auch international wichtiges Forschungszentrum aufzubauen.“
„Schon heute ist ein Großteil unseres medizinischen Wissens und unsere klinische Dokumentation digital. Die Vorteile der Digitalisierung kommen aber noch viel zu wenig bei den Patienten und unseren Kolleginnen und Kollegen im medizinischen Arbeitsalltag an. Das war unsere Motivation als Ärzte, einen neuen und engeren Austausch mit dem Hochtechnologiecampus der TU Dresden zu suchen“, schildert Prof. Dr. Jochen Hampe, Gastroenterologe am Universitätsklinikum Dresden und Sprecher des Zentrums seine Beweggründe. Die Wissenschaftler und Ärzte des Zentrums eint eine positive und partizipative Sicht auf den technologischen Fortschritt in der Medizin. „Unsere europäischen Werte und unsere Vision für eine patientenzentrierte digitale Medizin der Zukunft können wir nur einbringen, wenn wir aktiv gestalten und mit unseren Innovationen international führend sind“, zeigt Prof. Dr. Hampe auf.
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Wie das Themenfeld der Digitalen Medizin sowie der Digitalen Gesundheit zukünftig mit Leben gefüllt wird, zeigt die Arbeit von Prof. Stefanie Speidel vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC). Die Informatikerin entwickelt neue Methoden der künstlichen Intelligenz für die intraoperative Assistenz, beispielsweise zur Navigation bei robotergestützten Eingriffen. Auf Basis ihrer wissenschaftlichen Arbeit sollen Patienten zukünftig genauer und schonender roboterassistiert operiert werden. Die in Dresden entwickelte Innovation bedient sich der erweiterten Realität (Augmented Reality – AR). Mit der Technik können Chirurgen bei minimal-invasiven Operationen im Bauchraum die Lage und Beschaffenheit eines Tumors besser erkennen und noch zielgerichteter behandeln. Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf und das Deutsche Krebsforschungszentrum als einer der Träger des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) tragen ebenfalls mit gemeinsam finanzierten Projekten und ihren Kompetenzen zum Erfolg des Else Kröner-Fresenius-Zentrums für Digitale Gesundheit bei. „Wir sind bereits heute dabei, die traditionellen Grenzen von Medizin, Ingenieurwissenschaften und Informatik zu überwinden und eine neue strukturierte Interdisziplinarität, physische Nähe und gemeinsame Ausbildungsstrukturen zu schaffen“, so Stefanie Speidel. „Die Förderung bestätigt uns in diesem Ansatz und bietet uns einzigartige neue Möglichkeiten.“
Die wissenschaftliche Agenda des Zentrums schafft Anwendungsräume für neue Sensoren und Implantate, vernetzte medizinische Arbeitsplätze und Diagnostik, Robotik sowie neue Interventionen. Parallel entsteht bereits heute eine wissenschaftliche Infrastruktur. Kernthemen sind hier Datenintegration und -sicherheit, Patientennutzen, Implementierung, Ethik und regulatorische Angelegenheiten, Lehre sowie Nachwuchsförderung. Das Implementierungsinstrument des Zentrums werden offene und kompetitiv vergebene interdisziplinäre Innovationsprojekte sein.