Bioökonomie - Für eine nachhaltige Wirtschaft
Lederalternativen aus Apfelresten, Dämmstoffe aus Hanf oder Tiernahrung aus Insekten. Die Produkte der Bioökonomie sind innovativ, nachhaltig und verfolgen oftmals sehr kreative Ansätze. Branchenübergreifend arbeiten zahlreiche Akteure in Sachsen an Lösungen für eine nachhaltige Wirtschaftsweise.
Infomodul
Fakten zur Bioökonomie in Sachsen
-
18.000
Unternehmen -
177.000
Beschäftigte -
9.000 / 13.000
Auszubildende / Studierende -
99
Forschungsinstitute
Ökosystem Bioökonomie in Sachsen
Sachsen als Wirtschaftsstandort kann mithilfe der biobasierten Wirtschaft weiter ausgebaut und zukunftsfähiger gemacht werden. Durch eine effiziente Verknüpfung von Erzeugung und Verarbeitung von Rohstoffen, die Entwicklung / Erprobung neuer Technologien sowie neue Geschäftsmodelle können sich die sächsischen Regionen zu starken Bioökonomie-Clustern entwickeln.
Unternehmen
Die Bandbreite der Branchen, die zur Bioökonomie gehören ist groß. Schwerpunkte in Sachsen sind die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln, die Land- und Bauwirtschaft. Eine besondere Bedeutung haben außerdem die Textilindustrie, die biologische Rohstoffe wie Hanf oder Leinenfasern zu passenden Produkten verarbeitet sowie der Sektor Life Sciences.
Im Landwirtschaftsbetrieb der Agrargenossenschaft „Bergland“ Clausnitz e. G. werden stoffliche und energetische Kreisläufe optimal genutzt. Die Milchproduktion und der Anbau von Pflanzen (Getreide, Raps und Faserleinbau) sind die großen wirtschaftlichen Standbeine des Betriebs. Ebenso steht die Energieproduktion im Mittelpunkt. Der Betrieb erzeugt eigene Biogas, Wind- und Solarenergie und kann so seine eigene Infrastruktur versorgen. Mit dem Rapsanbau werden Kühe mit Nahrung und Landwirtschaftsmaschinen mit Biokraftstoff versorgt.
Agrargenossenschaft „Bergland“ Clausnitz e. G.
Naturfasern eignen sich für die Herstellung einer breiten Produktpalette. Als Garne, Tapes oder in Form von Hochleistungsfasern können sie in vielseitigen Industriezweigen eingesetzt werden. Die SachsenLeinen GmbH in Markkleeberg entwickelt Schlüssellösungen entlang von Lieferketten und natürliche Fasern für vielseitige Anwendungen und Märkte.
SachsenLeinen GmbH
Mit ihren innovativen Produktlinien liefert die madebymade GmbH aus Pegau einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit und ressourcenschonenden Produktion. Das Unternehmen stellt Proteine und Fette her, die aus Insekten gewonnen werden. Die Maden aus Sachsen erobern so den Markt als Tierfutter, Dünger oder in Form von Palmölersatz.
madebymade GmbH
fit-"Grüne Kraft"-Spülmittel, -Tabs und -Haushaltsreiniger kommen aus Zittau. Seit über 50 Jahren sorgt die fit GmbH mit ihren Reinigungsmitteln für mehr Sauberkeit in deutschen Haushalten. Bei seinen Produkten setzt das Unternehmen auf einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt sowie auf kosten- und energiesparende Produktionsverfahren. Ein Teil des Sortiments besteht aus biologisch abbaubaren Inhaltsstoffen auf Basis von Zitronensäure oder Palmöl.
fit GmbH
Die Vogtlandmilch GmbH in Plauen wird von ca. 260 Landwirten aus dem Vogtland, Westsachsen und Ostthüringen jährlich mit ca. 220 Mio. kg Milch beliefert. Aus der Milch stellt der Betrieb ein breites Sortiment an Molkereiprodukten und Erfrischungsgetränken her, die unter den Marken „Vogtlandweide“ und „Sachsenland“ bekannt sind. Am Standort in Plauen möchte man zukünftig noch mehr auf umweltfreundliche und nachhaltige Produktion umrüsten. Das Unternehmen erhielt dafür in 2022 Investitionsgelder in der Höhe von 13,85 Millionen Euro vom Freistaat Sachsen.
Vogtlandmilch GmbH
Das Start-up nevi GmbH hat sich auf die Verarbeitung von Birkenrinde für die Bauwelt spezialisiert. Das Unternehmen aus Görlitz entwickelt aus der heimischen Baumart ansprechende Furniere, Griffe und Möbeloberflächen. Der Rohstoff Birkenrinde wird von Hand geerntet und regional nachhaltig genutzt. Aktuell entwickelt nevi gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS ein Klebesystem mit bis zu 90 Prozent biogenen Inhaltsstoffen.
nevi GmbH
Forschung
In Sachsen arbeiten rund 100 Forschungseinrichtungen und Institute, die vollständig oder anteilig zu Themen der Bioökonomie forschen. Zentral für die Bioökonomie sind dabei Grundlangen- und anwendungsorientierte Forschung in den Lebens- und Technikwissenschaften. Außerdem sind die Wirtschafts-, Sozial-, Politik- und Rechtswissenschaften wichtige Säulen zur ganzheitlichen Betrachtung.
Im 2008 gegründeten Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ) werden praxisnahe Lösungen entlang der Wertschöpfungsketten und -kreisläufe von Biomasse erarbeitet. Durch die angewandte Forschung und Entwicklung (F&E) von Technologien der energetischen und integrierten stofflichen Nutzung von Biomasse leistet das DBFZ einen Beitrag zur Realisierung der klimaneutralen Gesellschaft.
Deutschen Biomasseforschungszentrum (DBFZ)
Der Schwerpunkt der Arbeiten am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ) in Leipzig liegt in der Erforschung von Transformationsprozessen des gesamten Wirtschaftssystems. Die Bioökonomie-Forschung am UFZ befasst sich mit innovativen (bio)technologischen Verfahren, die die Herstellung von Energieträgern und Wertstoffen aus Sonnenlicht und CO2, Strom und bisher nur gering genutzten Rest- oder Abfallstoffen (Cellulose, Lignocellulose, Nebenprodukte chemischer und biotechnischer Synthese) zum Ziel haben.
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ)
Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) ist ein Forschungszentrum der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit Hauptstandorten in Halle, Jena und Leipzig. Forscher aus 40 Nationen erarbeiten hier die wissenschaftliche Grundlage für den nachhaltigen Umgang mit der Biodiversität unseres Planeten.
Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv)
Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) strebt nach neuen Erkenntnissen, um unsere Lebensgrundlagen zu erhalten und zu verbessern. Dafür wird am HZDR in Dresden und weiteren Standorten Forschung in den Bereichen Energie, Gesundheit und Materie betrieben.
Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR)
Das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV ist führend in der angewandten Forschung für die gesicherte Versorgung mit hochwertigen Lebensmitteln und für nachhaltige Verpackungssysteme. Am Standort in Dresden entwickelt das Fraunhofer IVV effiziente Verarbeitungs- und Reinigungsprozesse. Produktsicherheit und Prozesseffizienz sind dabei die wichtigsten Aspekte in den Entwicklungen für Verarbeitungsanlagen.
Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung IVV, Standort Dresden
Politik: Zukunftsmission Bioökonomie
Das große Potenzial von Bioökonomie, Biotechnologie und Biopharma für den Standort Sachsen attestiert ein 2021 veröffentlichter Ausblick des Sächsischen Innovationsbeirates.
Sachsens Landesregierung integriert die Bioökonomie in die Fortschreibung ihrer Innovationsstrategie von 2020. Verortet im Zukunftsfeld „Umwelt” stuft man sie als übergreifenden Ansatz ein, mit dem man einen nachhaltigen Beitrag in den Bereichen Kreislaufwirtschaft, Land- und Forstwirtschaft, Rohstoffwirtschaft und Energie leisten kann. Besonders hohes Innovationspotenzial schreibt man biobasierten Verfahren in der effizienten Nutzung biogener Abfallstoffe zu. Die Phosphorrückgewinnung aus Abwasser dient als Beispiel.
Als eine von zehn Zukunftsmissionen ist die Bioökonomie zudem Bestandteil des Reports "Mission Sachsen 2038", die 2021 vom landeseigenen Innovationsbeirat veröffentlicht wurde. Unter „Bioökonomie, Biotech und Biopharma” spricht sich das Expertengremium dafür aus, einen Fokus auf Biomedizin zu setzen, um eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Pharmaentwicklung einzunehmen. Herausgeber ist die Sächsische Staatskanzlei.
Förderung für Bioökonomie
Die sächsische Landesregierung unterstützt die Bioökonomie in unterschiedlichen Kontexten. Mit dem Projekt "Transferwerkstätten – Innovationspotenziale der Bioökonomie in Sachsen" will der Freistaat etwa den Transfer bioökonomischer Innovationen von der Wissenschaft in die Wirtschaft, vor allem KMU, fördern. Zudem engagiert sich der Freistaat auf globaler Ebene. Im Rahmen des Netzwerkes ERA CoBioTech fördert man gemeinsam mit 21 Organisationen aus 18 Ländern transnationale Verbundprojekte zum Thema „Biotechnology for a sustainable bioeconomy“. Ziel von CoBioTech ist es unter anderem, die globale Position Europas im Biotechnologie-Bereich zu stärken.
Um biobasierte Verfahren und Produkte zu entwickeln, erhalten Sachsens Bioökonomie-Akteure außerdem Unterstützung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Ein Beispiel dafür ist der Zuschlag für den Aufbau eines Großforschungszentrums in Delitzsch – dem Center for the Transformation of Chemistry – mit dem Ziel, eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft chemischer Erzeugnisse auf Basis nachwachsender Rohstoffe einzurichten.
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