Freiberg: Demonstrationsanlage zur Phosphorrückgewinnung eingeweiht

Heute hat die Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries eine Demonstrationsanlage zur Phosphorrückgewinnung aus sekundären und primären Quellen eingeweiht. Das von Freiberger Wissenschaftlern entwickelte Recyclingverfahren PARFORCE beschäftigt sich mit dem Element Phosphor. Phosphor ist eine endliche Ressource, der Bedarf daran steigt allerdings weltweit. Die Förderung ist allein im Zweijahreszeitraum 2014 bis 2016 um 22 Prozent gestiegen. Einige wenige Lieferländer bilden ein Oligopol, von dessen Import Deutschland abhängig ist. Das ausgelieferte Phosphat ist zudem immer häufiger mit Schwermetallen belastet. Recycling ist deshalb eine neue und dringend benötigte weitere Quelle.

Der für alle Lebewesen und Pflanzen lebensnotwendige Mineralstoff Phosphor ist zum Beispiel am Aufbau des Knochengewebes oder der Erbsubstanz beteiligt und unverzichtbar für den Energiestoffwechsel der Zellen. Der Mensch nimmt Phosphor über die Nahrung in Form von Phosphaten auf. Aber auch in der Industrie wird Phosphor in der Düngemittelproduktion für die Landwirtschaft oder als Zusatzstoff in Lebensmitteln eingesetzt. 

Um die Industrie künftig mit einer sauberen, hochwertigen Phosphorsäure versorgen zu können, setzen die Freiberger Forscher bei ihrem Recyclingverfahren auf heimische Ressourcen. Zum Einsatz kommen dabei Klärschlammaschen oder Produktionsabfälle. Das hat viele Vorteile: „Zum einen sind wir weniger stark von Importen abhängig und zum anderen erhalten wir eine hochreine Phosphorsäure, ohne dabei problematische Abfälle zu erzeugen. Die Phosphorsäure können wir perfekt für die Herstellung von Düngern oder für Chemieprodukte einsetzen“, erklärt Prof. Martin Bertau. Sie ist auch für Lebensmittel geeignet. „Die Probleme mit der Schwermetallbelastung bei der klassischen Phosphorsäure gibt es bei unserer Recycling-Phosphorsäure nicht“, ergänzt Dr. Peter Fröhlich, Leiter des Ausgründungsprojektes „PARFORCE Technologie", mit dem das Verfahren nun optimiert und in die industrielle Anwendung gebracht werden soll.  Die Demonstrationsanlage soll dem Nachweis der technischen Skalierbarkeit des PARFORCE-Verfahrens dienen. Die Anlage ist für einen Durchsatz von ca. 1 t Edukt am Tag geplant und wird auf einer Grundfläche von etwa 115 m² errichtet.

„Das an der TU Bergakademie Freiberg entwickelte Verfahren ist beispielgebend für nachhaltige, wirtschaftliche Nutzung unserer Ressourcen. Es spiegelt nicht nur die Forschungsstärke der Universität wider, sondern zeigt auch das Potenzial der Freiberger Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Mit ihrer industrienahen Forschung und ihrer stetig wachsenden Zahl an Ausgründungen fördert die Technische Universität den Wissenstransfer in die Wirtschaft und Gesellschaft und trägt dazu bei, Zukunftstechnologien in Sachsen anzusiedeln“, erklärte Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie halfen beim Aufbau der Demonstrationsanlage. 

Die Verbindung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung ist ein besonderes Merkmal der Freiberger Universität. „Forschung auch im industrienahen Maßstab ist eine unserer Stärken“, betonte Rektor Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht. "Unsere Studenten lernen am Objekt und werden bereits während ihres Studiums frühzeitig in die Forschung eingebunden und arbeiten an Lösungen für aktuelle Zukunftsfragen." Im neuen internationalen Master-Studiengang SINReM verknüpfen die Studierenden ab dem Wintersemester 2017/18 beispielsweise von der ersten Vorlesung an Wissenschaft, Technik und Wirtschaft und erhalten direkten Einblick in erfolgreiche Ausgründungsprojekte.