Dresden: Wo Teilchen im Bierkeller beschleunigt werden

Was geht im Inneren der Sonne und den anderen unzähligen Sternen des Universums vor? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler weltweit. Bislang konnten sie weltweit jedoch nur an zwei Standorten mittels Experimenten Antworten darauf bekommen. Nach zwei Jahren Bauzeit wurde nun eine dritte Forschungsstätte eingeweiht: Heute ging das gemeinsam von Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) und der TU Dresden errichtete "Felsenkeller-Labor", gelegen am südwestlichen Stadtrand von Dresden in einem ehemaligen Lager der Felsenkeller-Brauerei, in Betrieb.

„Der Untertage-Beschleuniger im Felsenkeller wird ein entscheidendes Instrument sein, um die Entstehung der Elemente im Universum zu verstehen und bessere Vorhersagen über den Neutrinofluss von der Sonne zu treffen. Da diese Maschine Wissenschaftlern aus aller Welt offen steht, kann die gesamte Gemeinschaft der nuklearen Astrophysik von ihr profitieren. Als Neutrino- und Gravitationswellenphysiker freue ich mich daher sehr auf neue Daten aus dem Felsenkeller Untergrund-Teilchenbeschleuniger“, erklärte Physik-Nobelpreisträgers Prof. Takaaki Kajita von der Universität Tokio, der zur Eröffnung des unter einer 45 Meter dicken Felsdecke gelegenen Ionenbeschleunigers anwesend war. Das Dresdner Labor ist erst das zweite dieser Art in Europa und das dritte weltweit. 

Physiker weltweit bemühen sich, das Modell der Sonne zu verbessern, um präzisere Voraussagen über die Zahl der von der Sonne ausgesendeten Neutrinos, also vor der Oszillation, zu erhalten. Hierzu werden unter anderem die Kernreaktionen aus dem Innern der Sonne im Labor nachgestellt. Weil diese Reaktionen sehr langsam ablaufen, können sie nur in besonders abgeschirmten Beschleunigerlabors unter Tage untersucht werden. Das Stollen-Gestein bildet einen natürlichen Schild gegen die kosmische Höhenstrahlung, die die Erde im Sekundentakt mit Teilchen bombardiert. „Da das unsere Messungen verzerrt, können wir die Experimente nicht an der Erdoberfläche durchführen“, erläuterte Kai Zuber, Professor für Kernphysik an der TU Dresden und wissenschaftlicher Leiter des Labors.