Neues Großgerät ermöglicht innovative Krebstherapie am Uniklinikum Dresden

Für Krebspatienten in Dresden wird die Strahlentherapie künftig noch effizienter, genauer und besser verträglich. Am Nationalen Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie "OncoRay" an der Uniklinik Dresden wurde heute der sogenannte MR-LINAC eingeweiht. Das ist ein Großgerät zur Bestrahlung von Krebstumoren, in dem die Technologien der Magnetresonanz und eines Linear-Teilchenbeschleunigers kombiniert sind. Das Gerät wurde mit Fördermitteln von Freistaat und EU in Höhe von neun Millionen Euro angeschafft. Deutschlandweit sind nur vier weitere dieser Geräte in der Patientenversorgung im Einsatz.

Das hochmoderne Großgerät „Unity“ der Firma Elekta setzt mit der Kombination von Photonen und MRT-Bildgebung neue Standards in der personalisierten Strahlentherapie. Dabei ist eine noch präzisere Bestrahlung beweglicher Tumoren mit Photonen möglich. „Diese individualisierte Hochpräzisions-Bestrahlung ist die Zukunft in der Strahlentherapie. Mit dem MR-LINAC startet die Hochschulmedizin Dresden in ein neues Therapiezeitalter“, sagt Prof. Esther Troost, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Dresdner Uniklinikums und Dekanin der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der TU Dresden. 

Deutschlandweit sind nur vier weitere dieser Geräte in der Patientenversorgung im Einsatz: in Heidelberg, Tübingen, München und Trier. Der Freistaat Sachsen hat die Investition in das neue Großgerät mit insgesamt fast neun Millionen Euro unterstützt. Die damit verbundenen Forschungsvorhaben werden aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. 

Die Bestrahlung mit Photonen baut auf Informationen einer röntgenbasierten Bildgebung. Vor jeder Bestrahlung geben dreidimensionale Abbildungen des Patienteninneren Hinweise darauf, wie und wo Gewebe bestrahlt werden muss. Mit Röntgenbildgebung lassen sich jedoch Tumore der Weichgewebe nicht optimal abbilden und eine Anpassung des Bestrahlungsplans in Echtzeit ist nicht möglich. Diese beiden Nachteile der Photonenbestrahlung sind vor allem vor dem Hintergrund relevant, dass 60 Prozent der zu bestrahlenden Tumoren sich an oder in beweglichen Organen befinden. Die meisten davon haben ihren Ursprung in Weichgeweben – am häufigsten treten sie an den Extremitäten oder am Rumpf und im Bauchraum auf. Beispiele sind Tumoren in Muskeln, Leber, Bauchspeicheldrüse, Niere, Nebenniere, Prostata oder Gebärmutter. Dabei ließe sich die biologische Wirksamkeit der Bestrahlung durch eine erhöhte Bestrahlungsdosis je Sitzung steigern. Um dies umzusetzen, müsste der individuelle Therapieplan in Echtzeit an die sich täglich ändernde Anatomie angepasst werden.

Der im Neubau des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) angesiedelte MR-LINAC bietet den Medizinern nun die Möglichkeit einer maßgeschneiderten, bildgesteuerten, täglich adaptierbaren Hochpräzisionsstrahlentherapie für komplexe, sich bewegende Zielgebiete. Dafür wurde ein Photonen-Linearbeschleuniger in ein Magnetresonanztomographie-Gerät integriert. „Uns stehen nun in der Bildgebung ein exzellenter, hochaufgelöster Weichgewebskontrast sowie Bilder in Echtzeit zur Verfügung. Zudem können wir zusätzliche Dosis im Normalgewebe vermeiden“, sagt Prof. Mechthild Krause, zusammen mit Prof. Esther Troost Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden, sowie Teil des Geschäftsführenden Direktoriums des NCT/UCC. Daraus ergeben sich nicht nur bessere Behandlungsmöglichkeiten für die Krebskranken. Die Mediziner haben zudem viele Ansatzpunkte zur Forschung, um die Therapie noch besser zu machen. „Das Ziel ist die Entwicklung der individuellen Bestrahlungsplananpassung basierend auf der Bewegung von Tumor und Normalgewebe. Bei der Behandlung beweglicher Weichgewebstumoren soll zudem die Dosis je Bestrahlungssitzung erhöht werden, um die Anzahl an Sitzungen insgesamt zu reduzieren“, erklärt Prof. Esther Troost weiter. Neben Studien zur Behandlung Krebskranker werden auch Studien zur Behandlung anderer Indikationen folgen. Der MR-LINAC reiht sich in die hochmoderne Ausstattung der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie ein: neben drei Linearbeschleunigern neuester Generation verfügt diese seit 2014 über eine Protonentherapieanlage. Hiermit ist die Klinik eine der modernsten Europas.