Dresdner Start-up präsentiert Prototyp zur mobilen Blutanalyse

Anlässlich ihres Sommerfestes am Freitag stellte die Anvajo GmbH - eine studentische Ausgründung der TU Dresden - einen ersten Prototypen für die mobile Blutanalyse vor. "Wir wollten ein tragbares Gerät entwickeln, das außerklinisch und nicht-invasiv Blutbestandteile und Parameter des Herz-Kreislauf-Systems analysieren kann", erklärt Stefan Fraedrich von der Anvajo GmbH die Vision. "Das wäre ein großer Schritt hin zu einer praxistauglichen Telemedizin. Denn durch die Untersuchung des Blutes und des Herz-Kreislauf-Systems können viele Krankheiten spezifiziert und überwacht werden", ergänzt seine Kollegin Verena Kretschmann.

Das Gerät soll direkt in der Arztpraxis zum Einsatz kommen. Ein kleiner Blutstropfen auf einem Chip reicht aus, um binnen einer Minute festzustellen, ob ein Patient einen viralen oder bakteriellen Infekt hat. Danach kann der Arzt entscheiden, ob der Einsatz eines Antibiotikums sinnvoll ist. Zukünftig kann so der Einsatz von Breiband-Antibiotika verringert werden und Resistenzen minimiert. In 2018 plant das Unternehmen die ersten Geräte zu verkaufen. 

Die Technische Universität Dresden (TUD) und die Anvajo GmbH führen gemeinsam das Telemedizin-Projekt "FlexEO – Auf flexibler Elektronik und Optik basierendes tragbares Gerät zur in vivo Spektrometrie von Blutbestandteilen für die Telemedizin" durch. Sachsens Gesundheitsministerin Barbara Klepsch überbrachte dafür am 23. Februar 2017 zwei Fördermittelbescheide über insgesamt über 720.000 Euro. Die Mittel stammen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). "Das Kernstück der nicht-invasiven Messung haben wir in den letzten drei Jahren am Institut für Aufbau- und Verbindungstechnik der Elektronik (IAVT) der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik (EuI) entwickelt: ein optisches Mikrospektrometer, mit dessen Hilfe Licht in seine spektralen Bestandteile zerlegt und analysiert werden kann", so Franz Schröder von der Anvajo GmbH. Dieses Mikrospektrometer ist so klein, dass es leicht in einen Fingerclip oder ein tragbares Gerät integriert werden kann. Das Mikrospektrometer wurde in ein tragbares Gerät eingebettet, welches teilweise auf flexibler Elektronik basiert. Die Wissenschaftler am IAVT der TUD haben dieses Gerät auch entworfen. Die Projektlaufzeit von FlexEO umfasst insgesamt drei Jahre; im Dezember 2019 soll das Projekt abgeschlossen werden.

Mit Hilfe des Gerätes und dessen neuer Messtechnik sollen konventionelle Messmethoden qualitativ entscheidend verbessert werden, um perspektivisch eine flächendeckende, telemedizinische Überwachung und Versorgung von chronisch erkrankten Menschen (wie z. B. Patienten mit Diabetes Mellitus) im häuslichen Umfeld zu ermöglichen.