300 Unternehmen, 50 Forschungseinrichtungen, 15.500 Mitarbeiter: 20 Jahre Life Sciences in Sachsen

Anlässlich des 4. Life-Sciences-Forum Sachsen am 9. September blickte die Branche auf die Entwicklung zu einer der dynamischsten Life Sciences-Regionen Europas. - Life Sciences ist eine d e r Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts. Vor 20 Jahren stand der Freistaat Sachsen vor der Entscheidung, die in diesem Sektor liegenden Zukunftschancen zu ergreifen oder andernfalls Gefahr zu laufen, den Anschluss zu verlieren. Die im Juli 2000 von der Sächsischen Staatsregierung beschlossene „Biotechnologie-Offensive Sachsen“ hat im Freistaat ein erfolgreiches und tragfähiges Ökosystem im Bereich Life Sciences hervorgebracht.

Entscheidung mit Weitsicht für starken Standort Sachsen

"Vor 20 Jahren hat der Freistaat mit dem Start der Biotechnologie-Offensive den Grundstein für eine beeindruckende Erfolgsgeschichte gelegt. Dies hat entscheidend dabei geholfen, die Ansiedlung neuer Firmen voranzubringen und den Freistaat insgesamt als Wissenschaftsstandort zu stärken", sagte Kretschmer in Dresden beim "Life Science Forum Sachsen 2020".

Sachsen ist heute ein dynamischer Life Sciences-Standort, der dank starker vorhandener Branchenkompetenz auch in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik, Sensortechnik, 5G-Mobilfunk und 3D-Druck-Verfahren innovative Lösungen für die menschliche Gesundheit wie auch für die Umwelt hervorbringt. Den Grundstein legte die Sächsische Staatsregierung bereits vor 20 Jahren. Die Regierung stellte dabei u. a. die Weichen für den erfolgreichen Aufbau von Bio-Innovationszentren in Leipzig und Dresden. Man war sich sicher: Was sich in Dresden und Leipzig entwickelt und entwickeln wird, gibt es nirgendwo sonst. Kretschmer sagte anlässlich des Forums, die damaligen Entscheidungen seien ein großer Kraftakt gewesen und zugleich ein Beispiel für vorausschauende Politik. Er erinnerte daran, dass es damals harsche Kritik an den Plänen gegeben hatte. Am Ende habe sich die Initiative aber ausgezahlt. Sachsen gehöre heute im Bereich Life Sciences mit über 300 Unternehmen und 30 Forschungseinrichtungen mit rund 200 Arbeitsgruppen und 15.500 Beschäftigten aus 40 Ländern zu den dynamischsten Regionen in Deutschland. Es sei gelungen, viele großartige Wissenschaftler zu gewinnen und ein gutes Ökosystem aufzubauen. Die Branche habe eine "spannende und große Zukunft."

   

   

Damals: Die Biotechnologie-Offensive gibt der Branche Schwung auf dem Weg ins 21. Jahrhundert

Der Kabinettsbeschluss vom 11. Juli 2000 markiert den Start der „Biotechnologie-Offensive Sachsen“. Allein bis 2006 investierte der Freistaat Sachsen rund 200 Millionen Euro in den Bau zweier Bio-Innovationszentren (BIOZ Dresden und BIOCITY Leipzig), die Einrichtung von je sechs Professuren samt Nachwuchsforschergruppen und gerätetechnische Erstausrüstung und in eine Reihe von FuE-Projekten. Die Investitionen in die Infrastruktur sowie in den Aufbau wissenschaftlicher Expertise an sächsischen Hochschulen bilden die Basis für die nachhaltig positive wirtschaftliche Entwicklung der Branche. Bis heute folgten der Anschubfinanzierung weitere Zuschüsse von fast 800 Millionen Euro für Gebäude, Forschungsgeräte und Vernetzung. Das Ökosystem lebt von einer modernen Infrastruktur und den internationalen Experten, die in Sachsen ihre Forschungsheimat fanden – und ein attraktives Umfeld für sich und ihre Familien.

   

Heute: „Rote“ Biotechnologie aus Sachsen rettet Leben

Der inhaltliche Schwerpunkt lag in den Anfangsjahren vor allem auf der Entwicklung der sogenannten roten Biotechnologie, auch medizinische Biotechnologie genannt. Sie umfasst die Bereiche der Biotechnologie, die sich mit der Entwicklung diagnostischer und therapeutischer Verfahren befassen – von Biochips zur medizinischen Diagnostik bis hin zu individuell auf den Patienten zugeschnittenen Gen-, Zell- und Immuntherapien. 

Im Ergebnis ist Sachsen heute nationales Leistungszentrum bei den Themen „Zell- und Gentherapie“ sowie „Regenerative Medizin“. Stellvertretend dafür stehen das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie IZI in Leipzig sowie das Zentrum für Regenerative Therapien Dresden (CRTD) in Dresden. Auch die sächsische Krebsforschung ist international konkurrenzfähig: Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen Dresden NCT/UCC ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums und der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der Technischen Universität Dresden, des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und gehört zu den fünf Onkologischen Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. Ebenfalls in Dresden arbeiten die Wissenschaftler am OncoRay – Nationales Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie an biologisch individualisierter und technisch optimierter Strahlentherapie.

    

Der sächsische Weg: Medizintechnik + Mikroelektronik = Smart Medical

Ein traditionell starkes Feld ist die sächsische Medizintechnik. Starke Mittelständler und „Hidden Champions“ wie Sysmex Partec und erfolgreiche Startups wie Sonovum oder Anvajo prägen die Medizintechnik-Branche im Freistaat und tragen sächsisches Know-how in die Welt. Bedingt durch die traditionell starke sächsische Branchenkompetenz auch in den Bereichen Mikro- und Nanoelektronik, Sensortechnik, 5G-Mobilfunk sowie 3D-Druck-Verfahren entwickelt die sächsische Life Sciences-Branche eine wachsende Kompetenz für Anwendungen im Bereich „Smart Medical“. In diesem Bereich liegen weitere Potenziale, die durch branchen- und clusterübergreifende Aktivitäten entwickelt und gehoben werden. 

Die Medizin von morgen wird „smart“ sein. – Sei es im Bereich Telemedizin von der digitalen Sprechstunde bis hin zur Fern-OP oder in Bezug auf die Vernetzung – von Arzt zu Patient oder zwischen Labor und Krankenhaus und Patient. Die Digitalisierung der Medizin ist nicht aufzuhalten – und sächsisches Know-how ist eine wichtige Erfolgskomponente. Starke Akteure in diesem Feld sind zum Beispiel das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Digitale Gesundheit an der TU Dresden oder das Innovationszentrum für Computerassistierte Chirurgie (ICCAS) an der Universität Leipzig. 

   

Morgen: Smarte Vernetzung für einen starken Wirtschafts- und Biotech-Standort Sachsen

Der unaufhaltsam voranschreitenden Digitalisierung in allen Bereichen trägt auch die strategische Ausrichtung der sächsischen Life Sciences-Branche Rechnung. In Sachsen ist die Expertise für hervorragende und smarte Lösungen zu Hause. Ziel ist, durch eine noch stärkere Vernetzung nicht nur wirksame Präventionsmöglichkeiten und Heilmittel gegen Krebs, Diabetes, Parkinson und Alzheimer zu finden, sondern durch einen noch besseren Technologietransfer und eine lebendige Start-up-Kultur auch weitere Arbeitsplätze zu generieren. 

„Die Investitionen des Freistaates zahlen sich auch dort aus, wo es um die Wahrnehmung Sachsens als attraktiver Standort für Life Sciences-Unternehmen geht.“, ergänzt Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH. „Insbesondere seit 2013 ist der Life Sciences-Sektor mit über 20 neuen Firmen eine feste Größe in unserem Ansiedlungsgeschäft. So ist z. B. das Medizintechnik-Unternehmen B.Braun mit mittlerweile drei sächsischen Standorten in Sachsen aktiv – darunter Europas modernste Fabrik für Dialysatoren. Und auch der führende globale Genomik-Dienstleister GENEWIZ hat seinen europäischen Hauptsitz in Leipzig etabliert. Wichtige Standortfaktoren  sind dabei die eng vernetzten Ökosysteme aus Wissenschaft und Wirtschaft rund um die Biotechnologie-Zentren in Dresden und Leipzig sowie die rund um das europäische Luftfracht-Hub von DHL in Leipzig ansässigen spezialisierten Medizinlogistiker.“

"Um das Erreichte nicht zu gefährden, wird der Freistaat weiter in zentralen Bereichen investieren", kündigte Ministerpräsident Kretschmer an. Dazu gehörten auch die Biotechnologie sowie Forschung und Wissenschaft insgesamt.