Erzgebirge will Vorreiter beim automatisierten Zugfahren werden

Was bisher nur im Science-Fiction-Film möglich ist, wird vielleicht bald Realität, dank gebündelter Kompetenzen und Schlagkraft auf einem Forschungscampus in Annaberg-Buchholz. Die Weichen sind nunmehr gestellt: Mit zahlreichen starken Partnern im Hintergrund, wie z. B. Siemens AG, Deutsche Bahn, Eisenbahn-Bundesamt, TU Dresden sowie dem Freistaat Sachsen bewarben sich die Stadt Annaberg-Buchholz und die Technische Universität Chemnitz mit ihrer Idee für den Zuschlag um Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für ein einzigartiges Modellprojekt in Europa. Unter der Überschrift „Smart Rail Connectivity Campus“ sollen hoch automatisiertes Fahren auf Normalspurgleisen der Bahn im Erzgebirge sowie ökologisches Fahren insbesondere mit hybriden Antrieben weiter erforscht und zur Realität werden.

Die Voraussetzungen sind hervorragend: Bereits seit 2005 ist auf dem Bahnhof Annaberg-Buchholz Süd das modernste elektronische Stellwerktechnik (ESTW) der Siemens AG in Betrieb. Seit dem 19. Januar 2018 wird nun der Zugbetrieb der Erzgebirgsbahn durch ein digitales Stellwerk (DSTW) vollautomatisch gesteuert. Mit der Strecke zwischen Annaberg-Buchholz und Schwarzenberg steht eine Trasse für Testfahrten zur Verfügung. Entwicklungsarbeiten zum sächsischen Hybrid-Schienenfahrzeugprojekt "EcoTrain" sind weit fortgeschritten und mit dem Unteren Bahnhof in Annaberg-Buchholz ist ein idealer Standort für die Einrichtung eines Forschungscampus im Erzgebirge vorhanden.

Die erste große Hürde ist bereits genommen. Vor wenigen Tagen bestätigte das BMBF, dass die Projektidee aus dem Erzgebirge im Programm „WIR!- Wandel durch Innovation in der Region“ unter mehr als 100 Vorschlägen in die Liste der besten 32 Vorhaben aufgenommen wurde. Damit kann die Idee - unterstützt durch erste Fördergelder in Höhe von insgesamt 200.000 Euro - in ein detailliertes Konzept gegossen werden. Bis zum Herbst 2018 muss dieses beim BMBF erneut eingereicht werden. Von den nunmehr 32 Projekten können nur zwölf Sieger mit einem Zuschlag und erheblichen Fördergeldern von je fünf bis acht Millionen Euro allein in den ersten beiden Jahren rechnen.

Die Herausforderungen sind anspruchsvoll: Beim automatisierten Zugbetrieb spielen die Themen Kontrolle, Sicherheit und Überwachung der Trasse eine entscheidende Rolle. Wichtig ist auch, dass Personen, Signale, Umgebung und Bahnhöfe interaktiv erkannt werden. Dazu sind unter anderem leistungsfähige Computer, Sensoren, Kameras und Schnittstellen notwendig. Entlang der Trasse soll deshalb ein leistungsfähiges 5G-Datennetz aufgebaut werden. 

Getragen wird das Projekt auf breiter Basis durch die TU Chemnitz und die Chemnitzer Fraunhofer-Institute IWU und ENAS, die Stadt Annaberg-Buchholz und die DB RegioNetz Verkehrs GmbH / Infrastruktur GmbH Erzgebirgsbahn. Unterstützend wirken auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaften der Stadt Chemnitz und des Erzgebirges sowie nachfolgend genannte weitere Partner. 

  • BTS Rail Saxony
  • DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., Institut für Verkehrssystemtechnik
  • EBA Eisenbahn-Bundesamt
  • FUCHS Ingenieurbüro für Verkehrsbau GmbH 
  • Handtmann Leichtmetallgießerei Annaberg GmbH
  • Hörmann Rail & Road Engineering GmbH
  • IAV GmbH Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr
  • IHK Chemnitz
  • Innovationsverbund Maschinenbau Sachsen VEMASinnovativ
  • MENNEKES Elektrotechnik Sachsen GmbH
  • Sächsisches Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr
  • SIEMENS AG Mobility / Rail Automation Domestic
  • TU Dresden, Institut für Bahnfahrzeuge und Bahntechnik, Professur Elektrische Bahnen