Von Seiffen nach Tokio

Die Kunst des Reifendrehens, beheimatet im Erzgebirge, gilt heute als nahezu ausgestorben. Nur wenige Handwerker beherrschen sie noch. Zu ihnen gehören Christian und Andreas Werner aus Seiffen. Sie erhielten nun eine Einladung nach Japan.

In Japan ist Handarbeit noch heute von sehr großer Bedeutung - Handwerker genießen großes Ansehen. Kein Wunder also, dass auch Holzwaren aus dem Erzgebirge sehr beliebt sind und in japanischen Kaufhäusern und Spielwarenläden erhältlich sind. Im Meguro Museum of Art in Tokio findet derzeit eine Ausstellung statt, auf der Holzspielzeuge aus Deutschland, der Schweiz und Skandinavien bewundert werden können. Zu diesem Anlass wurden auch die beiden Holzspielzeugexperten Christian und Andreas Werner eingeladen, um die Kunst des Reifendrehens vorzuführen. Zwar haben die Beiden mit einem Importeur in Japan bereits einen dauerhaften Abnehmer für ihre Produkte vor Ort. Jedoch ist die Reise zur Holzspielzeug-Ausstellung für sie die erste in das Land der aufgehenden Sonne.

Begegnungen mit Japan hatten sie allerdings bereits in der Vergangenheit. Vor einigen Jahren erlernte in Seiffen eine junge Japanerin, Maho Ito, den Beruf des Holzspielzeugmachers - und damit auch die deutsche Sprache einschließlich des erzgebirgischen Dialekts. Sie freute sich besonders auf das Wiedersehen mit ihren deutschen Mentoren. Im Rahmen eines Empfangs, an dem Kunsthandwerker, Journalisten und Investoren teilnahmen, konnte sie über die Spielzeugmacher und die Stadt Seiffen berichten. Dort nahmen auch Christian und Andreas Werner die Gelegenheit wahr, nicht nur ihre Produktpalette zu präsentieren, sondern auf unkonventionelle Art auch den Standort Sachsen zu bewerben. Auf ihre Reise waren sie sie von der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) vorbereitet worden.

Beim Reifendrehen wird Holz in einer speziellen Drechselbank so bearbeitet, dass daraus ein Ring mit einem Durchmesser von 30 bis 50 Zentimetern entsteht. Der Reifen gewinnt dabei die Kontur einer bestimmten Figur. Anschließend wird er in „Scheiben geschnitten“ und es entstehen Holzfiguren, die nur noch fertig bearbeitet und bemalt werden müssen. Die sogenannte „Reifenfiguren“ sind Teil der Erzgebirgischen Volkskunst. Auch Besuchern im Erzgebirge bieten die Reifendreher die Möglichkeit, ihnen beim Handwerk in ihrer Manufaktur in Seiffen über die Schulter zu schauen. Um eine vorherige Ankündigung wird gebeten.