EU-Projekt zur Materialforschung startet unter sächsischer Federführng

Nach Einschätzung des „Circular Economy Action Plan“ (Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft) der Europäischen Union kann die Industrie bis zu 80 Prozent der späteren Umweltauswirkungen eines Produkts bereits in der Entwurfsphase erfassen. Das lineare Herstellungsmuster bietet aber wenig Anreize, um Produkte nachhaltiger zu gestalten. Das Forschungsinfrastrukturprojekt ReMade@ARI, das sich mit innovativen Materialien für Schlüsselkomponenten in verschiedensten Bereichen, wie Elektronik, Verpackung oder Textilien, beschäftigt, will dies ändern: Das Ziel ist, neue Materialien mit hoher Recyclingfähigkeit bei gleichzeitig wettbewerbsfähigen Funktionalitäten zu entwickeln. Dafür wollen die beteiligten Einrichtungen unter Koordination des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) das Potenzial von mehr als 50 analytischen Forschungsinfrastrukturen in ganz Europa nutzen.

Ein Beispiel aus dem Alltag: Supermärkte bieten verschiedene Obst- und Gemüsesorten mit Folie umwickelt an, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. Künftig könnten biobasierte Materialien, die aus Holz gewonnen werden, eine nachhaltige Alternative darstellen. Hier setzt ReMade@ARI (Analytical Research Infrastructures) an: Aus den vorhandenen Forschungsinfrastrukturen wird die ausgewählt, an der die erforderliche Forschung am besten umgesetzt werden kann.

Das europaweite Netzwerk ReMade@ARI wird der Ansprechpartner für alle Branchen und Forschungsbereiche, in denen neue Produkte im Sinne der Kreislaufwirtschaft entwickelt werden.  „Wir stellen Forschenden, die sich mit der Entwicklung wiederverwertbarer Materialien beschäftigen, Analyseinstrumente zur Verfügung, um die Zusammensetzung und Struktur der Materialien in hohem Detaillierungsgrad bis zu atomarer Auflösung zu untersuchen. Dafür werden verschiedenste Analysemethoden unter Nutzung von Photonen, Elektronen, Neutronen, Ionen, Positronen und stärkster Magnetfelder in geeigneter Kombination zum Einsatz kommen“, sagt Dr. Stefan Facsko, der wissenschaftliche Koordinator des Projektes und Leiter des Ionenstrahlzentrums am HZDR. „Jeder aus der Wissenschaft aber auch aus der Industrie, der ein neues, wiederverwertbares Material entwickeln möchte, kann an uns herantreten.“

Angesprochen werden sollen dabei insbesondere die Wissenschaftler in jenen Forschungsbereichen, in denen das volle Potenzial der Forschungsinfrastrukturen bislang noch nicht ausgeschöpft wird. „Ihnen bieten wir einen Rundum-Service und prüfen gemeinsam, welche Fragen geklärt und welche Eigenschaften untersucht werden müssen, um für jeden Zweck das optimale Material zu entwickeln. In einem nächsten Schritt entscheiden wir, an welcher der einzigartigen europäischen Forschungsinfrastrukturen diese Eigenschaften gemessen werden können.“

ReMade@ARI ist dabei eine Art Drehscheibe für die Materialforschung, die einen substanziellen Einfluss auf die Ausweitung der Kreislaufwirtschaft haben wird. Insgesamt sind 40 Partner des ARIE-Netzwerks aller analytischen Forschungsinfrastrukturen in Europa an dem Projekt beteiligt. Allein das HZDR bringt drei große Nutzeranlagen ein: das Ionenstrahlzentrum (IBC), das Hochfeld-Magnetlabor Dresden (HLD) und die Positronenstrahlenquelle (pELBE).

Das Projekt wird mit insgesamt 13,8 Millionen Euro von der EU gefördert. Die Projektkoordination liegt beim HZDR.