Bioökonomie-Forum setzt auf Wertschöpfungspotenziale in der Region
Holz im Maschinenbau, Nachhaltigkeit durch Recycling, Naturfasern für technische Anwendungen oder Farbstoffe aus Pilzmyzel – das waren nur einige der Themen, die gestern über 60 Teilnehmer im Rahmen des Bioökonomie-Forums Sachsen 2025 im Buntspeicher in Zwönitz diskutierten.
Ziel der Veranstaltung war es, einen Überblick über strategische Entwicklungen und Innovationen in der Bioökonomie in Sachsen zu geben sowie Wertschöpfungspotenziale in der Region aufzuzeigen und dann auf dieser Basis gemeinsam an Innovationen für eine biobasierte Wirtschaftsweise zu arbeiten. Die Exkursionen zu regionalen Bioökonomie-Akteuren, verschiedene Vorträge sowie die Projekte von 14 Ausstellern auf dem Forum vermittelten dabei praxisnahe Ansätze mit großem Transferpotenzial für ganz Sachsen.
Sachsens Wirtschafts- und Klimaschutzminister Dirk Panter betont: „Wir müssen Wachstum und Wohlstand nachhaltig, ressourcenschonend und zugleich wettbewerbsfähig organisieren. Bioökonomie bedeutet, biologische Ressourcen intelligent zu nutzen, Reststoffe in Wertstoffe zu verwandeln und Kreisläufe konsequent zu erschließen. Vom Erzgebirge bis zur Oberlausitz entstehen Projekte, die Wissen, Landnutzung und neue Technologien vereinen. Das gestrige Forum hat gezeigt, dass Sachsen mit seinen klugen Köpfen aus aller Welt und seinem unternehmerischen Potenzial ein attraktiver Standort für Unternehmen ist, die Bioökonomie voranbringen wollen.“
Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) ergänzt: „Bioökonomie ist im Prinzip ein seit Menschengedenken vorhandener Ansatz, der darin besteht, aus natürlich vorkommenden und nachwachsenden Ressourcen neue Produkte herzustellen. Das ist heute aktueller denn je, denn hier können ohne Abhängigkeiten von globalen Lieferketten neue Technologien zu neuen Geschäftsideen und Wachstum führen. Interdisziplinarität spielt dabei eine ganz zentrale Rolle. Das gestrige Forum hat gezeigt, wie wichtig speziell hier der branchenübergreifende Austausch und die Vernetzung der verschiedenen Unternehmen und Institutionen sind. Sachsen verfügt dafür bereits über umfangreiche Kompetenzen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wobei die Akteure vor allem in der Land- und Ernährungswirtschaft, der Holzverarbeitung sowie der Textil- und Papierindustrie aktiv sind. Im Rahmen unserer Branchenarbeit wollen wir dabei unterstützen, diese Stärken weiter auszubauen und die Bioökonomie als zukunftsorientiertes Innovationsfeld auch strategisch und wirtschaftlich voranzubringen.“
Wie die einzelnen Branchen das Thema bearbeiten, zeigte u.a. der Vortrag von Christoph Alt, Geschäftsführer der Chemnitzer ligenium GmbH, der zum Thema Holz im Maschinenbau referierte: „Holz zeigt uns jeden Tag, dass Hochleistung und Nachhaltigkeit kein Widerspruch sind. Im Maschinenbau wie auch in der Logistik bietet der Werkstoff enorme Potenziale, Ressourcen zu schonen und gleichzeitig wirtschaftliche Vorteile zu realisieren. Mit unseren Lösungen bei ligenium möchten wir zeigen, dass biobasierte Materialien in industriellen Anwendungen nicht nur möglich, sondern oft sogar überlegen sind. Die Bioökonomie ist für uns kein Trend, sondern ein notwendiger Schritt hin zu resilienten, zirkulären Wertschöpfungsketten."
Potenziale für Regionen
Das diesjährige Motto des Forums „Regionale Partnerschaften für Wertschöpfung, Innovation und Nachhaltigkeit“ thematisierte auch die Podiumsdiskussion. Die Perspektiven für die Region machte Jan Kammerl, stellvertretender Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Erzgebirge (WFE), deutlich: „Unsere Region hat in den letzten drei Jahrzehnten ihren Wohlstand vor allem aus den ‚klassischen‘ Sektoren Autoindustrie, Metallverarbeitung, Maschinenbau und Elektronikfertigung geschöpft. Aus verschiedenen Gründen geraten diese aktuell unter immer mehr globalen Druck und die Regionalpolitik versucht gemeinsam mit der Landesregierung im Rahmen eines Masterplans die regionale Wirtschaftsstruktur langfristig zu diversifizieren – dabei wird auch die Bioökonomie betrachtet werden. Die verschiedenen Ausprägungen der Bioökonomie können ein wesentliches Puzzleteil für die Transformation und künftige Robustheit der Wirtschaftsregion Chemnitz/Südwestsachsen sein. Allein die heutigen Exkursions-Gastgeber am Veranstaltungsort Zwönitz aus Landwirtschaft, Nahrungsmittel-Handwerk, Holzindustrie und Elektroisolierstoff-Produktion auf Cellulose-Basis sowie der beeindruckende Vortrag einer einheimischen Papierfabrik mit der modernsten Altpapier-Aufbereitung Europas zeigen, dass insbesondere das Erzgebirge sich nur seiner Potenziale in diesem Bereich wieder bewusst werden muss und diese strukturiert weiterentwickelt.
Exkursionen mit Praxiseinblick
Wie Bioökonomie in der Praxis funktioniert, zeigten vier Exkursionen. Bei der Besichtigung der Brauerei Gasthof Zwönitz i.E. bekamen die Teilnehmer einen Einblick in die Herstellung von Bier, Spirituosen und Softdrinks auf Basis biobasierter Grundstoffe. Elektroisolierenden Pressspan auf Cellulose-Basis und Leichtbauteile mit faserverstärkten Kunststoffen stellte die Krempel GmbH & Co. Pressspanwerk KG vor. Besucht wurde auch die KAZ Katzensteiner Agrar GmbH Zwönitz, die sich mit Agrarprodukten, u.a. Kartoffeln beschäftigt und eine innovative Waschplatte für Pflanzenschutz-Geräte entwickelt hat. Die Holzhandel Faulhaber GmbH zeigte, wie nachhaltige Holzverarbeitung und die Erweiterung regionaler Sägewerkskapazitäten zusammengehen.
An den Ständen der zahlreichen Aussteller konnten sich die Teilnehmer zu Themen wie Cellulose-Produkte für Transformatoren, Altkunststoffe in neuen Formteilen mittels Sandwich-Spritzgießen, Insektentechnologie, Verwertung von Liguster aus urbanen Räumen zur regionalen Gerbstoffgewinnung sowie zum Strukturwandel im landwirtschaftlichen Umfeld informieren.
Hintergrund:
Bioökonomie ist eine Wirtschaftsweise, die auf nachwachsenden Rohstoffen basiert und die Erzeugung, Erschließung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Systeme umfasst, um Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren im Rahmen eines zukunftsfähigen Wirtschaftssystems bereitzustellen.
Die Veranstaltung wurde durch die WFS im Auftrag des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (SMWA) organisiert. Als regionaler Partner unterstützte die Wirtschaftsförderung Erzgebirge (WFE).