Dresdner Start-up fertigt leistungsstarke Carbon-Bauteile für die Luftfahrtindustrie
Faserverbundwerkstoffe sind in der Luft- und Raumfahrt inzwischen Stand der Technik, denn leichte Bauteile sind der Schlüssel, um Treibstoff und damit Emissionen einzusparen. Bisher erfordert die Herstellung viel Handarbeit und ist sehr zeitaufwändig. Für innovative Mobilitätskonzepte werden künftig jedoch Bauteile in hohen Stückzahlen benötigt. Eine Technologie, die eine skalierbare Serienproduktion ermöglicht, hat die herone GmbH aus Dresden entwickelt.
Das Spin-off aus dem Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden nutzt dafür zwei automatisierte Prozesse: In einem ersten Schritt werden kohlenstofffaserverstärkte Bändchen in eine sogenannte Preform geflochten. Im zweiten Schritt wird dieser Rohling unter hoher Temperatur und hohem Druck in seine endgültige Form gepresst. Dabei können zusätzliche Funktionen, wie Gewinde, Zahnräder oder Verbindungselemente, individuell im Bauteil integriert werden.
"Uns ist es gelungen, die Produktionszeit auf ein Zehntel zu reduzieren. Gleichzeitig entfallen weitere Montageschritte und Lagerzeiten werden reduziert", erklärt Dr. Christian Garthaus, einer der Gründer von herone. "Wir können unseren Kunden damit eine Kostenersparnis weitergeben und bieten gleichzeitig deutlich mehr Leistung als vergleichbare Lösungen." Klarer Fokus der Gründer liegt aktuell auf der Luftfahrt. Dank der besonderen Eigenschaften der Carbon-Bauteile wie Biokompatibilität, Medienbeständigkeit oder Recyclingfähigkeit, können sie aber auch im Bereich Automobil, in der Medizintechnik, bei Wasserstoffspeichern oder im Sport zur Anwendung kommen.
Entstanden ist herone als klassische Ausgründung aus der TU Dresden. Seit 2009 forschte Dr. Garthaus in einer Arbeitsgruppe am ILK daran, wie für die Luftfahrt metallische Rohrleitungen durch Carbon ersetzt und nachträglich in die gewünschte Form gebracht werden können. Nach mehreren Forschungsprojekten zeigte auch ein namhaftes Unternehmen aus der Luftfahrt Interesse. "Dann musste es natürlich schnell gehen. Gemeinsam mit dem Team von dresden|exists ist es uns gelungen, in Rekordzeit einen Antrag für EXIST-Forschungstransfer zu schreiben. Die Zusage für das Förderprogramm war für uns der Startschuss, die Idee ab Anfang 2018 tatsächlich umzusetzen", beschreibt Garthaus die Anfangsphase.
Gemeinsam mit Daniel Barfuß und Alexander Rohkamm, zu diesem Zeitpunkt beide Wissenschaftliche Mitarbeiter am ILK, arbeitete er nun daran, die Technologie weiter zu entwickeln und marktfähig zu machen. Schnell können sie erste Kunden und Entwicklungspartner gewinnen. Bereits im Mai 2018 folgt die Gründung der herone GmbH. Gestartet zu viert, ist das Team inzwischen auf zehn Personen angewachsen. "Wir haben ein internationales Team mit allen Kompetenzen aus Leichtbau und der Luft- und Raumfahrt, die wir für das Tagesgeschäft inklusive Wachstum für die nächste Distanz brauchen", zeigt sich Christian Garthaus sichtlich stolz.
Dass ihre Technologie die Bedürfnisse der Branche trifft, zeigt auch die Resonanz der Fachwelt. 2019 wurde das Dresdner Start-up auf der weltgrößten Verbundwerkstoffmesse der JEC World in Paris mit dem JEC Aerospace Innovation Award ausgezeichnet.
Eine der Herausforderungen ist der Wandel vom Entwicklungsdienstleister zum Produzenten von Faserverbund-Profilen. Der nächste Schritt für das junge Unternehmen ist daher der Aufbau der eigenen Fertigungslinie in Dresden. Hierfür konnte herone Mittel über das KETs-Pilotlinien Programm der Sächsischen Aufbaubank einwerben, das Forschungs- und Entwicklungsleistungen an Pilotlinien in wichtigen Schlüsseltechnologien fördert. Bereits 2021 soll die Produktion in Betrieb gehen.